Zum Tode von Dr. Dr. h.c. Rudolf Hahn, Neustadt an der Aisch

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Am 8.7.2023 verstarb der langjährige Leitende Direktor des Besamungs­vereins Neustadt a. d. Aisch (BVN), Dr. Dr. h.c. Rudolf Hahn, im Alter von 89 Jahren.

Rudolf Hahn trat nach Staatsexamen und Promotion am 1.4.1958 seine Stelle als einer der Stationstierärzte vom Gründer und Geschäftsführer des BVN, Dr. Karl Eibl, an. Er erkannte schon in diesen frühen Jahren das Potential der Biotechnik „künstliche Besamung“. Die Jahre bis zum Tod von Dr. Eibl 1972 boten auf vielen Gebieten Gelegenheiten, Pionierleistungen zu erbringen. Viele wissenschaftliche Veröffentlichungen sind beredte Zeugen der Aufbaujahre des Besamungsvereins. Das technische Verständnis und die Experimentierfreude Rudolf Hahns ermöglichten oft die Anwendung von Verfahren, die er aus anderen Bereichen übernehmen und auf die Ver­besserung der Konservierung von Samenzellen von Rind und Schwein anwenden konnte.

1972 war durch den plötzlichen Tod von Dr. Eibl der Wendepunkt in der beruflichen Karriere. Gemeinsam mit dem leitenden kaufmännischen Direk­tor Wolfgang Breuer übernahm Rudolf Hahn als leitender fachtechnischer Direktor die Geschäftsführung des BVN.

Mehr als 25 Jahre stand Rudolf Hahn an der Spitze des Besamungsvereins, die letzten 5 Jahre davon als alleiniger Geschäftsführer.

In der Position als Leitender Direktor bot sich vielfach die Gelegenheit, fachlich als notwendig Erkanntes in die Besamungs­praxis einzuführen. Methodische Verbesserungen bei der Konservierung von Rindersamenzellen (von Pellets zu Ampullen und später zu Pailletten) wurden massiv vorangetrieben, da die organisatorischen Vorteile auf der Hand lagen. Er erkannte aber auch schon früh das Potential der Schweinebesamung und entwickelte dabei die Konservierbarkeit des Frischsamens über 4 Tage mit.

Der Besamungsverein Neustadt war für Rudolf Hahn aber auch schon sehr frühzeitig viel mehr als eine Organisation, die nur die reine Besamungstechnik anbieten sollte. In das Jahr 1974 fiel der Beginn der experimentellen Arbeiten auf dem Gebiet des Embryotransfers. Die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Joachim Hahn erwies sich als Glücksfall über mehr als 20 Jahre.

Forschungsförderung im Rahmen der Karl-Eibl-Stiftung des BVN war Rudolf Hahn immer ein besonders wichtiges Anliegen. Neue Methoden und Techniken wurden erforscht und dadurch der biotechnische und züchterische Fortschritt gefördert.

Als Lehrgangsleiter der Dr. Dr. Eibl-Ausbildungsstätte – einer von zwei in Deutschland für die Ausbildung von Besamungs­technikern zugelassenen Schulen – engagierte er sich ebenfalls im Interesse der Mitglieder des BVN. Seine Publikationen und Lehrbücher sind bis heute Grundlage der Ausbildung von Besamungstechnikern, Fachagrarwirten und Eigenbestands­besamern.

Zudem sind die alljährlichen Fortbildungen mit Besamungstechnikern und besamenden Tierärzte durch ihn begründet worden. Er erkannte schon Ende der 70er Jahre die Bedeutung der Verbesserung der Fruchtbarkeit in den Betrieben als wichtiges, zentrales Service-Angebot für die Mitglieder. Sog. Aufklärungsversammlungen vor Ort brachten auch das nötige Wissen zu den Betrieben.

Der Leitende fachtechnische Direktor Dr. Dr. Rudolf Hahn hat aber seine Arbeit nie als nur nach innen hin gerichtet gesehen. Für den Leiter der langjährig größten deutschen Besamungsorganisation war es selbstverständlich, sich auch in den bayeri­schen, den nationalen und den europäischen Gremien (besamungs-)politisch zu engagieren. Seine konstruktive, sachorien­tierte Art führte zu einer Vielzahl von verantwortungsvollen Ämtern und am Ende zu einer Reihe von Ehrungen. So bekam Rudolf Hahn mit seinem Ausscheiden das Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutsch­land.

Unermüdlicher Fleiß, ständige Einsatzbereitschaft und Zielstrebigkeit sind Eigenschaften von Rudolf Hahn, die durch Eintritt in die Rente nicht endeten. So gab es für ihn trotz mancherlei gesundheitlicher Rückschläge auch ein langes, erfülltes Leben als Familienmensch, als Imker und als Gastronom. Auch hier war er so erfolgreich, wie in seiner eigentlichen beruflichen Karriere.

Die Freude darüber war ihm stets anzumerken, wenn er bei Mitgliederversammlungen an seinen früheren Wirkort zurück­kehrte. Die Teilnahme an unseren Bullenparaden war ihm allerdings nicht oft möglich, da es im Landgasthof Zum Falken in Tauberzell am 1. Mai immer Arbeitsspitzen gab.

Vorstand, Geschäftsführung und Mitarbeiter des Besamungsvereins Neustadt verneigen sich in großer Trauer vor der prägenden Persönlichkeit von Dr. Dr. h.c. Rudolf Hahn.